12 Prinzipien hinter dem Agilen Manifest


Inhaltsverzeichnis

Die „Agile Alliance“ – siebzehn unabhängige, sogenannte „leichtgewichtige“ Software-Methodologen – traf sich im Februar 2001, um sich auszutauschen und eine gemeinsame Basis zu finden. Das Ergebnis dieses Treffens war das Manifest für agile Softwareentwicklung. Darüber hinaus formulierten sie zwölf Prinzipien, die dem Manifest zugrunde liegen. Diese werden hier in voller Länge wiedergegeben und erläutert:

Agiles Prinzip 1: Frühe und kontinuierliche Lieferung wertvoller Software

Den Kunden durch die rechtzeitige und kontinuierliche Lieferung wertvoller Software zufrieden zu stellen, ist unsere höchste Zielsetzung.

Herkunft

Dieses Prinzip hat seine Wurzeln in Lean- und Extreme Programming-Methoden, die sich bewusst von traditionellen Wasserfallmodellen abgrenzen, bei denen oft lange Entwicklungszyklen ohne Auslieferung stattfinden. Es fordert, Software schnell und regelmäßig bereitzustellen, um frühzeitig Feedback einzuholen.

Warum ist das Prinzip wichtig?

Durch frühe und kontinuierliche Lieferungen erhalten Kunden schnell Nutzen und können wertvolles Feedback geben. Das reduziert Risiken, verhindert Fehlentwicklungen und hält Teams flexibel, damit sie schneller auf neue Anforderungen reagieren können.

Praxisbeispiel

Ein Scrum-Team liefert nach jedem zweiwöchigen Sprint ein funktionsfähiges Produktinkrement aus, sodass der Kunde regelmäßig den Fortschritt prüfen und Prioritäten anpassen kann.


Agiles Prinzip 2: Änderungen willkommen heißen

Änderungen der Anforderungen – selbst in späten Entwicklungsphasen – werden willkommen geheißen. Agile Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden.

Herkunft

Dieses Prinzip entstand als bewusste Reaktion auf starre Entwicklungsmodelle, in denen Änderungen als störend und kostenintensiv galten. Agile Methoden fördern stattdessen Flexibilität und kontinuierliche Anpassung an neue Gegebenheiten.

Warum ist das Prinzip wichtig?

In dynamischen Märkten ändern sich Kundenwünsche häufig. Die Fähigkeit, diese Änderungen schnell zu integrieren, sorgt für Produkte, die den aktuellen Bedürfnissen entsprechen, und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit.

Praxisbeispiel

Ein E-Commerce-Unternehmen passt seine Softwareentwicklung agil an neue Kundenanforderungen an, wie etwa die Integration neuer Zahlungsmethoden, ohne dabei den Projektzeitplan zu gefährden.


Agiles Prinzip 3: Häufige Lieferung funktionierender Software

Wir liefern funktionierende Software häufig, alle paar Wochen oder Monate, wobei wir die kürzeren Zeiträume bevorzugen.

Herkunft

Dieses Prinzip baut auf den Ideen von schnellen Feedbackzyklen aus Lean und Extreme Programming auf, die helfen, frühzeitig Fehler zu erkennen und zu beheben.

Warum ist das Prinzip wichtig?

Kurze Lieferzyklen sorgen dafür, dass das Produkt stetig verbessert wird und Kunden früh und oft Nutzen daraus ziehen können. Sie ermöglichen zudem eine schnellere Reaktion auf Veränderungen.

Praxisbeispiel

Ein Entwicklungsteam setzt auf zweiwöchentliche Releases, wodurch neue Features schneller beim Kunden sind und früh getestet werden können.


Agiles Prinzip 4: Tägliche Zusammenarbeit von Geschäftsleuten und Entwicklern

Geschäftsleute und Entwickler müssen täglich im Projekt zusammenarbeiten.

Herkunft

Dieses Prinzip entstand, weil in klassischen Projekten die Kommunikation oft mangelhaft war. Agile Teams setzen auf enge Zusammenarbeit, um Anforderungen besser zu verstehen und umzusetzen.

Warum ist das Prinzip wichtig?

Regelmäßiger Austausch fördert Verständnis, reduziert Missverständnisse und ermöglicht schnelle Entscheidungen, was den Projektfortschritt beschleunigt.

Praxisbeispiel

In einem Scrum-Team nimmt der Product Owner täglich an den Meetings teil und sorgt so für ständigen Abgleich zwischen Business-Zielen und Entwicklung.


Agiles Prinzip 5: Motivierte Individuen einsetzen

Setze motivierte Individuen in den Projekten ein. Gib ihnen die Umgebung und Unterstützung, die sie brauchen, und vertraue darauf, dass sie den Job bestens erledigen.

Herkunft

Dieses Prinzip basiert auf Erkenntnissen aus der Human-Resources-Forschung und agilen Frameworks, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen.

Warum ist das Prinzip wichtig?

Motivierte Teams sind produktiver, kreativer und arbeiten effizienter zusammen. Vertrauen schafft Eigenverantwortung und fördert Innovation.

Praxisbeispiel

Ein Team erhält Freiräume bei der Umsetzung, was zu höherer Motivation und besseren Ergebnissen führt, weil die Mitglieder ihre Arbeitsweise selbst gestalten können.


Agiles Prinzip 6: Persönliche Kommunikation ist am effektivsten

Die Konversation von Angesicht zu Angesicht ist die effizienteste und effektivste Art der Informationsweitergabe an und in einem Entwicklungsteam.

Herkunft

Dieses Prinzip hebt die Bedeutung von direkter Kommunikation hervor, wie sie schon in Lean und Extreme Programming propagiert wird.

Warum ist das Prinzip wichtig?

Direkte Gespräche reduzieren Missverständnisse, erhöhen die Geschwindigkeit von Entscheidungen und stärken das Teamgefühl.

Praxisbeispiel

Teams, die täglich per Stand-up-Meeting kommunizieren, lösen Probleme schneller als Teams, die nur per E-Mail kommunizieren.


Agiles Prinzip 7: Funktionierende Software ist das wichtigste Fortschrittsmaß

Das primäre Maß für Fortschritt ist die funktionierende Software!

Herkunft

Traditionelle Projekte messen Fortschritt oft anhand von Dokumentationen oder Zeitplänen. Agile Methoden setzen dagegen auf reale, greifbare Ergebnisse.

Warum ist das Prinzip wichtig?

Nur Software, die tatsächlich funktioniert, bringt dem Kunden echten Nutzen. Dieses Maß hilft, den Fokus auf das Wesentliche zu richten.

Praxisbeispiel

Ein Team misst den Fortschritt nicht an erledigten Aufgaben, sondern daran, wie viele Features live und nutzbar sind.


Agiles Prinzip 8: Nachhaltige Entwicklung fördern

Agile Prozesse fördern nachhaltige Entwicklung. Sponsoren, Entwickler und Benutzer sollten ein gleichbleibendes Tempo ohne Unterbrechung einhalten.

Herkunft

Dieses Prinzip stammt aus der Erkenntnis, dass Überarbeitung zu Fehlern und Demotivation führt. Agile Methoden setzen daher auf ein nachhaltiges Arbeitstempo.

Warum ist das Prinzip wichtig?

Ein ausgeglichenes Tempo verhindert Burnout, sichert langfristige Produktqualität und die Gesundheit des Teams.

Praxisbeispiel

Teams planen Sprints so, dass sie weder unter- noch überfordert sind und schaffen so eine nachhaltige Arbeitsumgebung.


Agiles Prinzip 9: Technische Exzellenz und gutes Design

Technische Exzellenz, gutes Design und deren fortwährende Beachtung verbessern die Agilität.

Herkunft

Dieses Prinzip baut auf den Grundsätzen des Software-Engineerings auf und wurde von Extreme Programming stark geprägt.

Warum ist das Prinzip wichtig?

Gute technische Grundlagen machen das Produkt wartbar, erweiterbar und robust – so bleiben Teams flexibel und schnell.

Praxisbeispiel

Ein Team setzt auf automatisierte Tests und Refactoring, um den Code dauerhaft auf hohem Niveau zu halten.


Agiles Prinzip 10: Einfachheit – die Kunst, die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren

Einfachheit ist essentiell.

Herkunft

Das Prinzip wurde von Lean inspiriert, das Verschwendung minimieren will.

Warum ist das Prinzip wichtig?

Weniger Komplexität bedeutet weniger Fehlerquellen, schnellere Entwicklung und bessere Wartbarkeit.

Praxisbeispiel

Teams vermeiden unnötige Features und konzentrieren sich auf den Kernnutzen für den Kunden.


Agiles Prinzip 11: Selbstorganisierte Teams schaffen die besten Ergebnisse

Die besten Architekturen, Anforderungen und Designs entstehen in Teams, die sich selbst organisieren.

Herkunft

Dieses Prinzip geht auf die Soziotechnische Systemtheorie zurück und wurde von agilen Frameworks aufgegriffen.

Warum ist das Prinzip wichtig?

Selbstorganisation fördert Verantwortung, Innovation und schnelle Entscheidungen ohne bürokratische Hemmnisse.

Praxisbeispiel

Ein Team entscheidet eigenständig, wie es die Arbeit aufteilt und welche Technologien verwendet werden.


Agiles Prinzip 12: Regelmäßige Reflexion und Anpassung

Das Team reflektiert in regelmäßigen Intervallen darüber, wie es effektiver werden kann und passt sein Verhalten entsprechend an.

Herkunft

Dieses Prinzip basiert auf kontinuierlicher Verbesserung, wie sie aus Kaizen und Lean bekannt ist.

Warum ist das Prinzip wichtig?

Nur durch regelmäßige Reflexion können Teams ihre Prozesse optimieren und flexibel auf sich ändernde Anforderungen reagieren.

Praxisbeispiel

Nach jedem Sprint reflektiert ein Scrum-Team im Retrospektiv-Meeting über Verbesserungsmöglichkeiten und setzt diese aktiv um.