Sprint Retrospektive

Definition

Die Sprint Retrospektive ist ein Scrum-Ereignis, das am Ende jedes Sprints stattfindet. Dabei reflektiert das Scrum-Team, wie der Sprint verlaufen ist, und identifiziert Verbesserungsmöglichkeiten für den nächsten Sprint. Im Fokus stehen Teamleistung, Zusammenarbeit, Prozesse und eingesetzte Werkzeuge – mit dem Ziel, die Arbeitsweise kontinuierlich zu verbessern.

Warum es wichtig ist

Die Retrospektive befähigt das Team zur Selbstverbesserung, indem sie regelmäßig Raum für Reflexion, Lernen und Anpassung schafft. Sie fördert eine Kultur der Offenheit, Eigenverantwortung und psychologischen Sicherheit. Durch das proaktive Ansprechen von Problemen – sei es in der Kommunikation, den Tools oder der Arbeitsweise – steigert das Team nachhaltig seine Effektivität und Widerstandsfähigkeit.

Die Sprint Retrospektive ist ein zentrales Instrument für langfristige Agilität und kontinuierliche Verbesserung – über die reine Feature-Lieferung hinaus.

Wann & wie sie verwendet wird

Die Sprint Retrospektive findet nach dem Sprint Review und vor Beginn des nächsten Sprints statt. Sie ist auf maximal 3 Stunden für einen einmonatigen Sprint begrenzt (bei kürzeren Sprints entsprechend kürzer). Das gesamte Scrum-Team (Product Owner, Scrum Master und Developer) nimmt teil.

Der Ablauf ist oft flexibel, enthält jedoch häufig folgende Schritte:

  • Rahmen setzen – eine sichere Umgebung für ehrliche Reflexion schaffen
  • Daten sammeln – was ist im Sprint passiert?
  • Erkenntnisse gewinnen – Ursachen für Erfolge und Herausforderungen analysieren
  • Verbesserungen auswählen – konkrete Maßnahmen zur Veränderung bestimmen
  • Abschluss – sich zur Umsetzung im nächsten Sprint verpflichten

Die identifizierten Verbesserungen können in das Sprint Backlog aufgenommen werden, um Nachverfolgbarkeit und Umsetzung sicherzustellen.

Beispiel aus der Praxis

Nach einem zweiwöchigen Sprint hält das Scrum-Team eine 90-minütige Retrospektive ab. Das Team erkennt, dass unklare User Stories zu Mehraufwand geführt haben. Man einigt sich darauf, die Backlog-Pflege zu verbessern und Vorlagen für Akzeptanzkriterien einzuführen. Zudem wird die Wirksamkeit des Pair Programming hervorgehoben, das künftig öfter eingesetzt werden soll. Alle Änderungen werden dokumentiert und im Sprint Backlog festgehalten.

Häufige Fallstricke oder Missverständnisse

  • Als optional betrachtet: Wer Retrospektiven auslässt, verzichtet auf eines der mächtigsten Werkzeuge zur Verbesserung in Scrum.
  • Zur Beschwerderunde verkommen: Ohne Struktur besteht die Gefahr, dass die Retrospektive in Schuldzuweisungen oder Frustablass ohne Maßnahmen abgleitet.
  • Keine Nachverfolgung der Maßnahmen: Wenn beschlossene Aktionen nicht umgesetzt werden, verliert das Team Vertrauen in die Wirksamkeit der Retrospektive.
  • Scrum Master dominiert das Meeting: Die Retrospektive sollte teamgeführt und kollaborativ sein – nicht top-down moderiert.