Warum Sprinten wir im Scrum?


Autor Dipl-Ing. Bonka Roustcheva


Sind Scrum Sprints notwendig?


Nur wenige Firmen haben vor 10 Jahren jeden Monat eine neue Funktionalität den Endverbraucher zur Verfügung stellen können oder diese auch gestellt. Das Framework Scrum hat mit seinem Sprints-Konzept die Industrie bereichert. Mittlerweile haben viele Firmen einen weiteren Schritt in Richtung Agilität getan, indem sie die Idee übernommen haben an der Stelle von ganzen, fertigen Systeme, kleine fertige neue Funktionen (Mehrwert= value) regelmäßig zu liefern.

Rufen wir uns in Erinnerung die Sprint-Definition aus dem Scrum Guide: "The heart of Scrum is a Sprint, a time-box of one month or less during which a “Done”, useable, and potentially releasable product Increment is created. Sprints best have consistent durations throughout a development effort. A new Sprint starts immediately after the conclusion of the previous Sprint."

Heute haben viele der agilen Unternehmen ihre Sprints sogar jede oder jede zweite Woche, da sie überzeugt sind dadurch das Risiko zu minimieren und früh den Verbraucher glücklich zu machen.

Und auch wenn das Konzept zur Veränderung der Industrie geführt hat, ist es nicht an der Zeit für eine neue Anpassung? Brauchen wir überhaupt die Sprints immer noch? Sollte man diese künstliche zeitliche Begrenzung nicht aufzuheben? Besonders wenn ein Unternehmen bereits eine sehr ausgeklügelte Strategie für kontinuierliche Lieferung (continuous delivery) implementiert hat und im Stande ist mit minimaler Anstrengung und Risiko beliebig oft zu liefern? WARUM soll man nicht sofort, sondern in dem vordefinierten Rhythmus eines Sprints ausliefern? Warum nicht sobald eine Funktionalität fertig wird!


10 Scrum Sprints Vorteile


Das sind 10 Argumente über die Vorteile, die Scrum nicht nur in die Transitionphase mit sich bringt:

1. Ein Rhythmus ist von Vorteil für das Team und das Business, da es bessere Synchronisation bedeutet.

2. Eine Routine hilft dabei Gewohnheiten zu entwickeln.

3. Eine Routine hilft und gibt Zeit auch Verbesserungen durchzusetzen.

4. Das Business kann durch die Sprints dem Team erklären was wichtig ist und statt in Micro-Management zu verfallen, dem Team die Zeit zur Implementierung sichern.

5. Sprints fördern die Transparenz, da sie regelmäßige Inspektion (reviews) beinhalten ->So hat man einen gut definierten "Plan, Do, Check, Act" Zyklus

6. Die Reviews sind perfekt, um die Qualität des Produkts, die Hindernisse und die organisatorische Schwächen zu erkennen und zu beseitigen.

7. Richtige Sprints mit Zielsetzungen erlauben dem Team sich auf die Zielerreichung zu fokussieren.

8. Die regelmäßige Auslieferung von fertiger und funktionierender Software baut das Vertrauen in die Organisation auf und verbessert die Selbstorganisation des Teams. Die Sprint Zielerreichung ist wie ein kleiner Meilenstein und wirkt sehr motivierend!

9. Es ist einfacher die Businessresourcen zu planen. Sprinten erlaubt dem Business und der gesamten Organisation besser zu planen.

10. Sprintretrospektiven erlauben die Prozesse in der gesamten Organisation zu inspektieren und verbessern.

In dem Fall, dass ein Sprint scheitert, ist es möglich ohne großes Risiko einen Restart zu machen.


Scrum, Kanban oder Scrumban


Auch wenn es viele gültige Gründe für die Sprints gibt, muss man akzeptieren und zugeben, dass es auch Umstände und Gründe geben kann, die gegen Sprints sprechen.

Die Sprints ändern sich auch- sie können mit der Zeit und die wachsende Erfahrung des Teams kürzer werden oder sogar verschwinden. Was ist besser?- Kann man leider nicht pauschal beantworten!

Man kann auch gleich mit Kanban starten, obwohl diese Herangehensweise auch Vorteile und Nachteile hat. Der Hauptvorteil ist, dass es keine abrupte Änderung der etablierten Prozesse mit sich bringt und die Rollen und Strukturen im Unternehmen erstmal unverändert bleiben. Der Nachteil ist, dass die Umstellung etwas länger dauern kann und vielleicht auch nicht mit der gleichen Reife endet.

Wenn Sie aber mit Scrum es geschafft haben, das Shu Niveau an Disziplin zu erreichen, das Rollenverständnis und die agilen Praktiken „sitzen“, das Team auch das WARUM der Prinzipien und Werte von Agile verstanden hat, könnte man auch zum Kanban continuous delivery (kontinuierliche Lieferung) übergehen und davon profitieren!

Meistens bestimmt die Natur des Projektes oder des Unternehmens womit man anfangen sollte. Die richtige Antwort könnte auch Scrumban sein, oder Scrum für die Entwicklung und Kanban für die DevOps.


Das Wesentliche im Überblick:


Scrum bringt mit sich die Disziplin, den Rhythmus und die kontinuierliche Verbesserung. Danach kann man auch Kanban Praktiken adaptieren.

Der Unterschied zwischen Scrum und Kanban ist, dass Scrum Zeremonien, Rollen und Sprints vorschreibt und die Commits auf die Team-Geschwindigkeit (team velocity) basieren, wogegen bei Kanban man einfach den vorhandenen Prozess dokumentiert und den Troughput/Fluß misst.

Scrum fokussiert sich auf die Verbesserung des Teams und Kanban auf die Verbesserung des Flußes und der Zyklusdauer (flow und cycletime).

Beide, Scrum und Kanban, bieten sofort mehr Transparenz über und Druck auf die Disfunktionen im Unternehmen (z.B. micro Management und schlechte Deadlines). Die Herausforderung ist schnell zu handeln, die hilfreichen Elemente zu behalten und die „schlechten“ für ihren speziellen Fall schnell zu verwerfen oder zu verbessern, um ihren Weg zu finden „regelmäßig Mehrwert zu liefern“.

Ganz sicher ist aber, dass die Natur ihres Projektes oder ihres Unternehmens bestimmen sollte womit Sie anfangen!


Über die Autorin:


Dieser Artikel ist als Feedback zu Think-PI –Kunden Fragen entstanden.

Die THINK π GROUP unterstützt Unternehmen bei der Gestaltung ihrer Prozesse und bei der Implementierung von Lean Management.

Dipl.-Ing. B.Roustcheva verfügt über mehrjährige Erfahrung auf dem Gebiet der kontinuierlichen Verbesserung und bietet durchgängige Prozessberatung an – vom Konzept bis zur Implementierung. Durch Workshops, Coaching und Interims Management lernen die Kunden Verschwendung zu erkennen, möglichst schlanke und flexible Prozesse zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zu gestalten und ihre Wertschöpfungskette zu verbessern.

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